Methode

Die biologische Gewässeranalyse beruht auf der Tatsache, dass die verschiedenen im Gewässer lebenden Organismen unterschiedliche Anforderungen an ihren Lebensraum stellen. So gibt es Arten, die nur in sehr sauberem, sauerstoffreichem Wasser vorkommen und schon bei geringen Belastungen verschwinden. Andere Arten dagegen brauchen einen gewissen Grad an Verschmutzung, um überhaupt überleben zu können. Durch die Erfassung bestimmter Tiere und Pflanzen, angefangen von mikroskopisch kleinen Algen und Wimpertierchen bis hin zu den Fischen, lassen sich bei Kenntnis ihrer Lebensraumansprüche und Belastungstoleranz Rückschlüsse auf den Gewässerzustand ziehen. Zur Berechnung dieses Zustandes wurde das so genannte Saprobiensystem (sapros, griechisch: faul) entwickelt, das das Ausmaß der Belastung von Fließgewässern mit organischen, fäulnisfähigen bzw. sauerstoffzehrenden Stoffen angibt.

Man unterscheidet sieben Güteklassen, die mit römischen Ziffern angegeben und in den Gütekarten in den Farben des Regenbogens dargestellt werden.

Güteklasse I:Unbelastet bis sehr gering belastet (oligosaprob - dunkelblau)
  Gewässerabschnitte mit reinem, stets annähernd sauerstoffgesättigtem und nährstoffarmem Wasser; geringer Bakteriengehalt; mäßig dicht besiedelt, vorwiegend mit Algen, Moosen, Strudelwürmern und Insektenlarven; sofern sommerkühl, Laichgewässer für Salmoniden (z.B. Forellen).
Diese Güteklassen weisen nur Quellbäche und sehr gering belastete Oberläufe von Fließgewässern in von Menschen unbeeinträchtigten Gebieten der Alpen und der Mittelgebirge auf.
   
Güteklasse I-II:Gering belastet (oligo- bis betamesosaprob - hellblau)
  Gewässerabschnitte mit geringer anorganischer Nährstoffzufuhr und organischer Belastung ohne nennenswerte Sauerstoffzehrung; dicht und meist in großer Artenvielfalt besiedelt; sofern sommerkühl, Salmonidengewässer.
Auch bei diesen Gewässern handelt es sich in den meisten Fällen um die Oberläufe von Gebirgs- und Mittelgebirgsbächen. Vereinzelt lassen sich jedoch auch so saubere Gewässerstrecken im Flachland in Quellbereichen finden.
   
Güteklasse II:Mäßig belastet (betamesosaprob - grün)
  Gewässerabschnitte mit mäßiger Verunreinigung und guter Sauerstoffversorgung; sehr große Artenvielfalt und Individuendichte von Algen, Schnecken, Kleinkrebsen, Insektenlarven; Wasserpflanzenbestände können größere Flächen bedecken; artenreiche Fischgewässer.
Hierzu gehören Gewässerabschnitte vor allem in den Mittel- und Unterläufen der großen Flüsse und die von Natur aus sommerwarmen Bäche des Flachlandes.
   
Güteklasse II-III:Kritisch belastet (betameso- bis alphamesosaprob - gelbgrün)
  Gewässerabschnitte, deren Belastung mit organischen, sauerstoffzehrenden Stoffen einen kritischen Zustand bewirkt; Fischsterben infolge Sauerstoffmangels möglich; Rückgang der Artenzahl bei Makroorganismen; gewisse Arten neigen zu Massenentwicklung; fädige Algen bilden häufig flächendeckende Bestände; die Unterseite der Steine sind aufgrund von Sauerstoffmangelerscheinungen schwarz.
   
Güteklasse III:Stark verschmutzt (alphamesosaprob - gelb)
  Gewässerabschnitte mit starker organischer, sauerstoffzehrender Verschmutzung und meist niedrigem Sauerstoffgehalt; örtlich Faulschlammablagerungen; Kolonien von fadenförmigen Abwasserbakterien und festsitzenden Wimpertierchen übertreffen das Vorkommen von Algen und höheren Pflanzen; erstes Auftreten des „Abwasserpilzes“ in höheren Dichten; nur wenige, gegen Sauerstoffmangel unempfindliche tierische Makroorganismen wie Egel und Wasserasseln kommen bisweilen massenhaft vor; mit periodischen Fischsterben ist zu rechnen.
Diese Verhältnisse deuten auf Abwassereinleitungen hin.
   
Güteklasse III-IV:Sehr stark verschmutzt (alphameso- bis polysaprob - orange)
  Gewässerabschnitte mit weitgehend eingeschränkten Lebensbedingungen durch sehr starke Verschmutzung mit organischen, sauerstoffzehrenden Stoffen, oft durch toxische Einflüsse verstärkt; zeitweilig totaler Sauerstoffschwund; Trübung durch Abwasserschwebstoffe; ausgedehnte Faulschlammablagerungen, durch Wimpertierchen, Rote Zuckmückenlarven oder Schlammröhrenwürmer dicht besiedelt; „Abwasserpilz“ kann den Gewässergrund völlig bedecken; das Wasser riecht deutlich nach Abwasser, bisweilen auch nach Schwefelwasserstoff; Fische nicht auf Dauer und nur ausnahmsweise anzutreffen.
Hinweis auf massive Abwassereinleitungen.
   
Güteklasse IV:übermäßig verschmutzt (polysaprob - rot)
  Gewässerabschnitte mit übermäßiger Verschmutzung durch organische, sauerstoffzehrende Abwässer; Fäulnisprozesse herrschen vor; Sauerstoff über lange Zeit in sehr niedrigen Konzentrationen vorhanden oder gänzlich fehlend; Besiedelung vorwiegend durch Bakterien, Geißeltierchen und freilebenden Wimpertierchen; Fische fehlen; bei starker toxischer Belastung biologische Verödung.
Hier handelt es sich um völlig mit Abwasser verunreinigte Gewässerabschnitte, bzw. um Gräben oder Bäche, die erst mit der Einleitung von Abwasser beginnen. Das ganze Gewässer erscheint durch die Massenentwicklung des „Abwasserpilzes“ und von Schwefelbakterien weiß. Es kommt zu erheblicher Geruchsbildung.

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